Wenn Ignoranz siegt…..

Kromfohrländerländer - ich LIEBE sie. Und dennoch habe ich aufgehört sie zu züchten.

Und das liegt zu großen Teilen auch daran, daß sie für mich aus heutiger Sicht nicht mehr sinnvoll züchtbar sind. Nicht weil es nicht genug Hunde und Züchter gäbe - aber es gibt definitiv zu wenig Kromfohrländerzüchter, welche bereit sind, sich die erforderlichen

Sach - und Fachkenntnisse anzueignen.

Ganz offensichtlich sind auch die zuständigen Verantwortlichen dazu nicht in der Lage, was man zum Beispiel beim Verein des VDH-Verbandes anhand des verfehlten Umgangs mit dem Thema „Cystinurie“ leicht erkennen kann. Gravierende Zucht-Fehlentscheidungen werden geschickt verschleiert und können das auch bestens, da niemand da ist, welcher auf die fatalen Folgen hinweist - denn dazu benötigt man FACHWISSEN!

Und nein, es wäre zu viel erwartet, müsste sich JEDER Züchter intensiv mit dem Thema „Zucht“ auseinandersetzten - der überwiegende Teil der Kromfohrländer wird von Besitzern gezüchtet, welche „einfach mal“ erleben wollen, wie es ist, von der eigenen, geliebten Hündin einen Wurf aufzuziehen. Für deren Beratung sollten erfahrene Züchter und geschulte Berater innerhalb des Vereins zuständig sein können.

Sollte man als Voraussetzung annehmen, ist aber praktisch noch nie der Fall gewesen, da die meisten Zuchtleiter der letzten dreissig Jahre im offiziellen Verein maximal selbst 3-5 Würfe aufgezogen hatten und über keinerlei weitere Zuchtkenntnisse verfügten, also auch keine andere Rasse davor oder parallel gezüchtet haben oder hatten.

Und wir als wirklich erfahrene und mit besten Rassekenntnissen ausgestattete Züchter wurden - weil kritisch im Umgang mit dem Thema Gesundheit - vom Verein natürlich massiv „ausgeblendet“.

Unangenehmen Wahrheiten will man nicht ins Gesicht sehen und so ist es nicht verwunderlich, daß wir als einzige Züchter in unseren Kaufverträgen den Hinweis auf alle vorkommenden Erkrankungen und ihren Folgen festgeschrieben hatten.

Was für Folgen Inkompetenz und Unwissen hat, das zeigt uns Stuttgart 21 oder Beispiele wie der Berliner Flughafen nur allzu deutlich - das ist aber in der Hundezucht nicht anders und so sieht es für den rauhaarigen Kromfohrländer züchterisch betrachtet ziemlich düster aus.

Warum? 

Drei Beispiele können diese in meinen Augen fatale Entwicklung sehr gut illustrieren und sind aufgrund ihres Umfanges in eigenen Artikeln auf den Unterseiten nachzulesen.

Weshalb ich diese Artikel schreibe, obwohl ich Kromfohrländer nicht mehr züchte?

Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt und vielleicht nimmt sich irgendein Züchter diese Zeilen zu Herzen und setzt sich ganz sachlich damit auseinander. Und hilft damit meiner geliebten Rasse…

Und ja, es ist frustrierend, eine Rasse nicht mehr züchten zu können, weil man nichts, aber auch wirklich gar nichts im positiven Sinne ändern kann. Und ich bin in dieser Richtung jeden Weg gegangen: war im Vorstand des RZV, war Zuchtwartin, habe den „Wuff“ (Vereinszeitschrift des RZV)gestaltet, wir waren mit unseren Hunden auf vielen, vielen Ausstellungen und haben für die Rasse geworben, waren extrem erfolgreich mit ihnen (Weltsieger und häufig Rassebeste), haben als erste Züchter überhaupt finnische Kontakte geknüpft und Kromfohrländer aus Finnland geholt (vom damaligen Vorstand wurde prompt die Rassereinheit in Frage gestellt, der Austausch wurde so erschwert, daß dieser praktisch über Jahrzehnte nicht möglich war), freiwillig gemachte Augenuntersuchungen wurden dahingehend interpretiert, daß nur „Holderheide“-Hunde an einer Katarakt erkranken und diese ausschliesslich aus Finnland kommt - eine These, welche die rein deutsch gezogene „Anauka von der Napoleonsnase“ erfolgreich widerlegte. So lautete auch prompt nach unserem Import von finnischen Hunde die Zuchtvoraussetzung, daß bei allen Kromis mit finnischem Blut eine Augenuntersuchung vorgelegt werden muss. Welche sofort aufgehoben wurde, nachdem die Katarakt von Anauka offiziell wurde. Begründet wurde diese Entscheidung dann damit, daß der Vorstand seine Hunde auf Katarakt untersucht habe und bei keinem sei eine Katarakt festgestellt worden. Faktisch sei Anauka also eine Ausnahme, weshalb in Zukunft auf Augenuntersuchungen verzichtet werden könne.

Wir haben alte, gesunde Rüden gesucht und deren Besitzer von ihrem wertvollen Einsatz für die Zucht überzeugt, dafür eine Ausnahmegenehmigung erkämpft, wir haben uns unsere Deckrüden vor jedem Deckakt erst einmal angesehen und geprüft, ob sie geeignet sind - wir waren auf unzähligen Vorträgen, Seminaren, Treffen und Spaziergängen, auf einen Nenner gebracht: wir haben einfach all das gemacht, was ein engagierter und seriöser Züchter für seine Rasse tut!

Ich kenne genügend Züchter, welche an solchen Vorkommnissen verzweifelt sind und sich deshalb einer anderen Rasse zugewandt haben - wie auch ich nach jahrzehntelanger engagierter Zucht! 

Wir sind jedoch vorher einen Schritt weiter gegangen und sind aus dem offiziellen Verein ausgetreten, um unsere Zuchtziele in einer Gemeinschaft mit gleichen gesundheitlichen Interessen zu verfolgen - mit vermeintlich Gleichgesinnten, denn Menschen ändern sich nicht, egal wo sie züchten. Eine bittere Pille für uns mit dem Lerneffekt, daß Züchter machen was sie wollen, wenn es keine klaren Vorschriften gibt.

Ein weiterer Fehler unsererseits, zu denken, die Gründung eines Vereines würde den Fakt ändern, daß Menschen ihre eigenen Interessen verfolgen und so wundert es nicht, daß wir den von uns gegründeten und auf meinen jahrezehntelangen Erfahrungen basierenden Verein, welcher mit meinen Zeilen nach wie vor wirbt, verlassen haben.

Und interessanterweise behauptet JEDER Verein, welcher Kromfohländer züchtet oder einkreuzt, als EINZIGER genau das Richtige zu machen und grenzt die anderen Vereine aus oder redet sie schlecht. Ein Verhalten, welches dem offiziellen Rassezuchtverein vorgehalten, aber in der Realität von den anderen Vereinen nicht viel anders gehandhabt wird. Sehr zum Schaden der Rasse natürlich, denn ein Austausch zwischen Zuchttieren findet nicht statt und führt so viele Zuchtbestrebungen ad absurdum.

Der shitstorm nach unserem Austritt aus dem offiziellen Rassezuchtverein war beträchtlich, aber das Interessanteste war in der Folge, daß es kein halbes Jahr dauerte, bis der offizielle Verein sich ebenfalls mit einem Einkreuzplan hervortat. (Bei der letzten, offiziellen Wurfabnahme fragten wir die Zuchtwartin VOR unserem Austritt, ob mit einer positiven Behandlung des Themas Einkreuzen zu rechnen sei, was von der Zuchtwartin vehement negiert wurde. Bei etwas positiverer Sicht hätten wir sicher doch noch versucht, innerhalb des Vereines im Sinne des Einkreuzens etwas zu bewegen. ProKromfohrländer wiegte sich seinerzeit in der Gewissheit, daß sie so ein Projekt innerhalb des RZV durchsetzen können und kritisierten unseren Austritt und das Einkreuzprojekt aufs heftigste. Kein Jahr später folgten sie exakt unserem Beispiel.)

Das Einkreuzen wurde vom VDH aus naheliegender Gründen abgelehnt, ein Umstand, um welchen wir wussten. Er war der Grund, warum wir die Zukunft des Einkreuzens nur außerhalb des Vereines finden konnten.

Es ist zum Heulen: da hat man eine Rasse, welche tatsächlich überwiegend in Deutschlnad gezüchtet wird, kommt an alle Gesundheitsdaten heran, wovon andere Rassen wirklich nur träumen können - und was passiert: Es wird ein Vertrag mit dem Rechenzentrum für Tierzucht und angewandte Genetik gemacht. Vorab: Was dort geschaffen wurde, war ein enormer Fortschritt für die Hundezucht - gedacht vor allem für Rassen, welche über sehr hohe Geburtszahlen verfügen und eine Übersicht über die Zucht bezüglich der gesundheitlichen Daten ohne Rechnerhilfe praktisch nicht mehr machbar ist.

Als Dr. Beuing sein Programm seinerzeit vorstellte, fragte ich ihn nach seinem Vortrag, ob sein Programm für die Kromfohrländer sinnvoll sei - und er verneinte es, da die Kromfohrländer diese aufwendige Hilfe nicht benötigen würden, dank ihrer kleinen Anzahl an Hunden. Was im privaten so richtig ist, gilt selbstredend nicht für das Geschäftliche, verständlicherweise!!!!!!!

Das Programm von Dr. Beuing ist super, das steht ausser Frage! Aber es ist eben „nur“ ein Programm und das Wichtigste solcher Programme ist, daß die verarbeiteten Daten in einen züchterischen Kontext gebracht werden müssen und die Zucht aufgrund dieser Ergebnisse gelenkt werden muss. Und dafür müssen sehr, sehr viele Faktoren berücksichtigt werden: nicht nur die gesundheitlichen Aspekte! Die Wesensmerkmale spielen eine ebenso große Rolle und ein Rassehund ist ja auch nicht „einfach so“ ein Rassehund! Auch diese Kriterien müssen bei einer Zuchtauswahl berücksichtigt werden. Bei einer so kleinen Population wie dem Kromfohrländer ein leichtes Spiel!!!!!! Eigentlich…….

Eine Hündin aus unserer Zucht - von einem „echten“ Kromfohrländer in nichts mehr zu unterscheiden: Einkreuzen funktioniert! Um so ein Ergebnis zu etablieren, sind Durchhaltevermögen, genetisches Wissen und Rassekenntnisse unabdingabar!
Eine Hündin aus unserer Zucht - von einem „echten“ Kromfohrländer in nichts mehr zu unterscheiden: Einkreuzen funktioniert! Um so ein Ergebnis zu etablieren, sind Durchhaltevermögen, genetisches Wissen und Rassekenntnisse unabdingabar!